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Pfingsten und die Wildgänse

Auf einer Reise in Schottland habe ich Daniel getroffen. Ich geriet mit ihm – ich weiß nicht mehr wie – in eine Diskussion über Pfingsten. „Für uns Schotten“ so behauptete er, „ist die Wildgans das Bild für den Geist Gottes. Ihr auf dem Kontinent (so hat er gesagt) habt ja stattdessen die Taube.“ Diese Friedenstaube sei entspannt, zahm, sesshaft – ein Symbol für Ausgleich und Einklang. Die Wildgans dagegen ist eben wild, sie lässt sich nicht zähmen oder in einen Taubenschlag sperren, sie folgt ihrem eigenen Instinkt. So wie die Kraft Gottes. Ich wollte gerade ausholen, um für den Kontinent und für die Taube zu streiten – steht ja immerhin auch in der Bibel – da redete Daniel schon weiter. „Hast du sie mal fliegen sehen?“ „Ja“, sag ich, „jeden Tag seh ich sie hier herumfliegen, sie fliegen wie bei uns die Kraniche im Süd harz.“ „Dann weißt du Bescheid: Eine Wildgans fliegt nie allein. Immer fliegen sie zusammen. Zusammen bilden sie eine Formation, die den Luftwiderstand so klein wie möglich hält. Eine Wildgans fliegt vornweg, leistet sozusagen Führungsarbeit. Aber wenn die nicht mehr kann, sortiert sie sich zu rück in die Formation und eine andere übernimmt die Führung. Und, was die wenigstens wissen: Wenn eine Wildgans nicht mehr kann, dann wird sie von zwei anderen zum Boden begleitet. Und zusammen suchen sie dann später wieder Anschluss an die große Gruppe.“ Kurz hatte ich den Verdacht, dass Daniel ein Vogelfreak wäre. Aber es war nicht so. Es war ein Freiwilliger, der für ein paar Monate in einer alten Abteikirche mitarbeitete. Und ich hab seine Wildgans nicht wie der aus dem Kopf gekriegt. Ich finde, da ist was dran. Pfingsten ist das Fest, wo wir um die Kraft Gottes bitten. Und dafür ist die Wildgans tatsächlich ein schönes Bild. Wie sie sich nicht einsperren lässt, sondern mit ihrer wilden Kraft immer wieder loslegt. Wäre doch gut, wenn wir auch diese Kraft hätten, die sich einfach nicht kleinkriegen lässt. Oder wie sie gemeinsam unterwegs sind, einfach weil sie gemeinsam ihr Ziel besser erreichen können. Und was ich besonders wichtig finde: Dass einer oder eine, die nicht mehr kann, nicht hängen gelassen wird. Gottes Kraft - wir werden sie zu Pfingsten neu für uns alle er bitten. Es freut sich schon auf unseren Pfingstgottesdienst im Kälbertal

 

     Ralf 

   Ihr Pfarrer​​​​​​​

   Ralf Schultz

 

 

Sprechzeiten im Pfarramt Brücken nach Vereinbarung